Absturzsicherung

Hier erhalten Sie einen Überblick über unsere Ausbildung im Bereich Absturzsicherung.


Arbeiten in „gefährlichen“ Bereichen

Im heutigen Feuerwehralltag geht es schon lange nicht mehr nur um die Menschenrettung durch eine reine Brandbekämpfung. In den vergangenen Jahrzehnten gewannen Einsatzszenarien rund um die Technische Hilfe an enormer Bedeutung. Ein besonderer Teil dieser Technischen Hilfe ist die – im Vergleich – noch recht junge Absturzsicherung (TH AbstuSi). Zum erfolgreichen Absolvieren von Einsätzen kann es passieren, dass Einsatzkräfte sich in absturzgefährdete Bereiche begeben müssen. Wo früher noch wagemutig an Absturzkanten wie beispielsweise auf Dächern gehandelt wurde, festigte sich irgendwann der Sicherheitsgedanke auch in dieser Disziplin. Vom „Dachballett“ vergangener Zeiten ist keine Spur mehr zu sehen: Um bei Arbeiten in gefährdeten Bereichen sicher agieren zu können, ist heute eine ausreichende Sicherung gegen einen nicht immer auszuschließenden Absturz selbstverständlich Standard. Diese Sicherung kann dabei jedoch die Einsatzgrenzen der gewöhnlichen Schutzausrüstung Feuerwehrangehöriger überschreiten. Ist dies der Fall, so bietet der Gerätesatz Absturzsicherung uns eine mögliche Alternative, um das Einsatzziel mit möglichst geringem Risiko erreichen zu können.

Voraussetzungen für ein sicheres Arbeiten

Der Gerätesatz Absturzsicherung besteht aus speziellen feuerwehrtauglichen Ausrüstungsgegenständen. Er ist den Sicherungselementen der Höhensicherung nachempfunden, ermöglicht jedoch aufgrund seines geringeren Umfangs nur die Bearbeitung einfacher Einsatzziele. Im Stadtgebiet befinden sich insgesamt zwei Gerätesätze. Einer davon bei uns in Wörth auf unserer Drehleiter verlastet, der andere ist bei unseren Kameraden aus Büchelberg zu finden. Da der Umgang mit diesem Material dennoch nicht zu den Alltagsaufgaben eines Feuerwehrmanns gehören und die Ausbildung über die erforderlichen Fähigkeiten der Grundausbildung weit herausreichen, ist eine spezielle Ausbildung dafür erforderlich. Der notwendige Lehrgang „Sicheres Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen“ dauert mindestens 24 Stunden (bei der Höhenrettung sind min. 80 Stunden erforderlich). Dabei werden u.a. die erforderlichen Grundtechniken seilgebundener Hilfeleistung, wichtige Sicherheitsgrundsätze und natürlich der geeignete Umgang mit dem Material geschult. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Lehrgang ist eine abgeschlossene Ausbildung zum Truppmann, bei der die Feuerwehranwärter die Grundlagen der allgemeinen Feuerwehrtätigkeit – dazu gehören auch bereits Sicherungen mit Hilfe einer Feuerwehrleine – erlernen. Weiterhin ist vorab ein medizinischer Eignungstest erforderlich, da es sich bei der Absturzsicherung trotz allen Schutzmaßnahmen immer noch um eine Risikoausbildung handelt und die Teilnehmer (wie auch bei Arbeiten unter einer Atemschutzmaske) in einer guten körperlichen Verfassung sein müssen. Je nach Einsatzziel kann ein anstrengender vertikaler „Vorstieg“ erforderlich sein. Dafür müssen ausreichend Kräfte und Ausdauer vorhanden sein. Die Aufgaben für die Absturzsicherungsgruppe der Stadt Wörth am Rhein betreffen aber nicht nur reine „Kletterübungen“ wie in einer Kletterhalle. Es gibt durchaus komplexere Einsätze zu bewältigen.

Mögliche Einsätze und unsere Grenzen

Ein Beispiel für solche Einsatzszenarien ist die letzte Phase eines Gebäudebrands: Wenn das Feuer erfolgreich bekämpft werden konnte und der Brand gelöscht ist, so können alle Objekte im Gefahrenbereich abkühlen. Um dies zu unterstützen und letzte Glutnester abzulöschen führen wir sogenannte Nachlöscharbeiten durch. Diese können an einer Einsatzstelle an allen möglichen Orten und Stellen notwendig werden – also auch in einem absturzgefährdeten Bereich. Weiterhin sind auch Einsätze möglich, in denen die Absturzsicherung nicht nur eine unterstützende Funktion hat, sondern das eigentliche Einsatzziel darstellt. Dies ist der Fall, wenn eine Person aus einer misslichen Lage befreit werden muss. Passieren kann das sowohl in Höhen als auch Tiefen. Bei Einsatzlagen in Höhe ist es uns möglich hierbei Personen gegen den Absturz zu sichern bis weitere Maßnahmen durchgeführt werden können oder wir Verstärkung von den Kameraden der „Speziellen Rettung aus Höhen und Tiefen“ (SRHT), also den Höhenrettern, bekommen. Im Unterschied zu diesen Spezialkräften für die Rettung aus Notlagen in Höhen und Tiefen sind wir mit unserem Gerätesatz Absturzsicherung an Einsatzziele gebunden, für welche zwar eine Absturzgefahr für Einsatzkräfte besteht, es jedoch zu keiner Zeit ein Hängen im Seil geplant ist. Somit ist unser Sicherungsseil nur da, um Stürze aufzufangen und damit Verletzungen zu vermeiden. Höhenretter hingegen arbeiten während des Hängens im Seil und sind deswegen durch redundante Seilsysteme mehrfach gegen einen Absturz gesichert.

Selbst bei Dunkelheit haben wir mit einer Helmlampe immer gute Sicht.

Kontinuierliche Weiterbildung

Bei unserer Ausbildung zum Thema Absturzsicherung geht also es darum, unser Personal bestmöglich auf eine Verwendung des Gerätesatzes im Ernstfall vorzubereiten. Inhaltlich bedeutet dies, die beim Absolvieren des Grundlehrgangs „Sicheres Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen“ Sicherungstechniken zu üben. Hierbei geht es vor allem um die Wiederholung der Grundlagen in der praktischen Anwendung und den Maßnahmen zur Übungs- und Einsatznachsorge, also die Kontrolle des verwendeten Materials durch die Einsatzkräfte. Dieser Vorgang nennt sich Sichtprüfung. Darüber hinaus können bewährte Methoden trainiert sowie eigene Lösungen zu neuen Herausforderungen – im Rahmen der Möglichkeiten der Ausrüstung – entwickelt werden. Weiterhin geht es bei unseren Ausbildungseinheiten um eine für den Einsatzfall geeignete Kommunikation. Denn wie in allen anderen Bereichen des Feuerwehrwesens ist auch bei der Absturzsicherung eine geregelte Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Unsere geschulten Einsatzkräfte der Absturzsicherungsgruppe der Stadt Wörth am Rhein haben das ganze Jahr die Möglichkeit, sich bei unseren zahlreichen Aus-, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen im ganzen Stadtgebiet auf den Ernstfall vorzubereiten und immer auf dem aktuellen Stand der Einsatztechniken zu bleiben.‪‪