Kapitel 3: Die Jahre 1960-1979

1960

Es werden zwei Kameraden zum Gruppenführerlehrgang und der Kommandant zum Kommandantenlehrgang an der Landesfeuerwehrschule angemeldet.

Im Oktober wird der erste Kameradschaftsabend im Saale des Gasthauses „Zum Rössel” abgehalten.

Mit der Jahreshauptversammlung sind die fünf Jahre freiwillige Verpflichtung abgelaufen. 29 Feuerwehrmänner verpflichten sich für weitere fünf Jahre. Wehrführer Hugo Pfirrmann wird wieder für weitere fünf Jahre gewählt.

1961

Der seitherige stellvertretende Wehrführer Ludwig Kuhn tritt zurück. Für ihn wird der bei der Gemeindeverwaltung beschäftigte Alois Wöschler gewählt.

1962

Im Dezember ist die Wehr zwei Tage und Nächte im Brandeinsatz beim Hofgut Ludwigsau.

Mit der wachsenden Anforderung an die Feuerwehr durch den Beginn der Industrialisierung in Wörth wird eine bessere Ausrüstung notwendig. Aus diesem Grund wird bei der Firma Carl Metz in Karlsruhe ein Tanklöschfahrzeug (TLF 16) bestellt, das am 21. Dezember an die Feuerwehr übergeben wird.

Die Neuanschaffung macht eine Sitzung des Ausschusses notwendig. Hauptpunkt der Sitzung, die in der Wohnung von Felix Pfirrmann abgehalten wird, ist die Aufstellung von drei Löschgruppen, um eine hundert prozentige Sicherheit bei der Bedienung des TLF zu erreichen.

1963

Im Januar hat das neue Tanklöschfahrzeug seinen ersten Einsatz. Nacheinem strengen Winter wird in den Gemeinden Minderslachen und Höfen die Wasserleitung beschädigt. Daraufhin versorgt die Freiwillige Feuerwehr Wörth in der Zeit vom 21. bis 24. Januar mit dem TLF 16 die Einwohnerschaft mit Trinkwasser.


Im gleichen Jahr übernimmt die Freiwillige Feuerwehr Wörth die Einhebung der Strandgebühren für den Strandplatz „Malergarten” am Rathjens.

Anfang Dezember bestellt die Gemeindeverwaltung ein Tragkraft- spritzenfahrzeug (TSF-FK 1250) und eine Tragkraftspritze (TS 8/8) bei der Firma Carl Metz in Karlsruhe.

TLF16, TSF, TSA, P250

1964

In der Jahreshauptversammlung wird darüber diskutiert, die Feuerwehr personell größer aufzubauen. Man dachte hierbei insbesondere an den Nachwuchs. Die Versammlung ist sich einig, eine Jugendfeuerwehr zu gründen. Im Januar werden das 1963 bestellte Tragkraftspritzenfahrzeug und die Trag-kraftspritze an die Feuerwehr übergeben. Im selben Jahr wird noch ein Anhänger mit 250 kg Löschpulver angeschafft.

1965

Es wird zur Gründung einer Jugendfeuerwehr aufgerufen. Worauf sich 22 Jugendliche im Alter von 12 bis 13 Jahren melden. Die Ausbildung übernimmt der stellvertretende Wehrführer Alois Wöschler. Der damalige Oberbrandmeister und spätere Kreisbrandinspekteur Günter Kadel von der Daimler-Benz AG erklärt sich bereit, bei der Ausbildung der Jugendfeuerwehr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In der Jahreshauptversammlung wird beschlossen, im nächsten Jahr ein Feuerwehrfest abzuhalten um sich der Bevölkerung zu präsentieren und Werbung für die Jugendfeuerwehr zu machen.

Als Anlass nimmt man den Fund einer Rechnung, wonach bereits 1816 Feuerwehrgerätschaft von der Gemeinde Wörth gekauft wurde.

Bei der Standartenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Jockgrim am 11. Juni übernimmt die Freiwillige Feuerwehr Wörth die Patenschaft. Der stellvertretende Wehrführer Alois Wöschler überreicht dem Wehrführer von Jockgrim, Wilhelm Guttenbacher, eine Fahnenschleife mit Widmung.

1966

Vom 25. bis 27. Juni wird das 150-jährige Bestehen der Feuerwehr Wörth am Rhein gefeiert. Das Fest ist verbunden mit dem Kreisfeuerwehrtag des Landkreises Germersheim. Das Jubiläum verursachte einige Unruhen in der örtlichen Presse, da vor allem die Freiwillige Feuerwehr Durlach den Anspruch erhebt, eine der ältesten Freiwilligen Feuerwehren Deutschlands zu sein. Erst nachdem klargestellt wird, dass es sich bei dem Jubiläum nicht um das Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr, sondern um das 150-jährige Bestehen einer Feuerwehr in Wörth handelt, kehrte Ruhe ein.

Die Wehr beim 150-jährigen Jubiläum

In der Jahreshauptversammlung wird Hugo Pfirrmann für weitere fünf Jahre zum Kommandanten gewählt. Stellvertreter wird Alois Wöschler. Zum Schriftführer und Kassierer wird Erwin Pfirrmann, Walter Pitrov zum Fahrzeugwart und Walter Hoock zum Gerätewart gewählt. Als Beisitzer werden Werner Kreitmann, Gerhard Pfirrmann und Eugen Schmuck gewählt.

1967

Die Gemeinde entschließt sich, beim Bau der Schulturnhalle an der Damm-schule, den unteren Hallenbereich als Feuerwehrgerätehaus zu nutzen, da mittlerweile die Unterstellmöglichkeiten für die Fahrzeuge und Geräte nicht mehr ausreichen. Damit konnten nun die Gerätschaften der Vorschrift ent-sprechend untergebracht werden. Zudem gewährten die beheizbaren Räume auch im Winter die Einsatzbereitschaft.

Im selben Jahr werden ein Schlauchanhänger und ein Schaum-Wasserwerfer angeschafft.

1968

In der Jahreshauptversammlung wird beschlossen, wer mindestens fünf Jahre aktiv bei der Feuerwehr war, kann auf Wunsch als passives Mitglied bei der Feuerwehr weitergeführt werden. Weiterhin steht die Gründung eines Feuerwehrvereins zur Diskussion. Dies wird jedoch von der Versammlung abgelehnt.

1969

Die Anforderungen an die Feuerwehr wurden immer größer, so dass eine vielseitigere und stärkere Wehr erforderlich war. Aus diesem Grund werden ein VW-Mannschaftstransporter (MTF), ein Rüstwagen (RW2) und eine Drehleiter (DLK 30) der Wehr übergeben. Der Rüstwagen wird mit speziellen Geräten zur Ölwehr bestückt und galt als Prototyp seiner Art, mit dem die Freiwillige Feuerwehr Wörth als erste Wehr in Rheinland-Pfalz ausgerüstet wurde. Die Drehleiter wurde nach dem Bau mehrgeschossiger Wohngebäude sowie den beiden Hochhäusern notwendig.

In der Jahreshauptversammlung am 30. August legt Hugo Heinrich Pfirrmann aus gesundheitlichen Gründen sein Ehrenamt als Wehrführer nieder. Bei der anschließenden Neuwahl werden Alois Wöschler als Wehrführer und Ludwig Kuhn als Stellvertreter vorgeschlagen und von der Versammlung einstimmig gewählt. Der bisherige Wehrführer Hugo Pfirrmann wurde zum Ehren-kommandanten gewählt.

In der Nacht vom 9. zum 10. September rückt die Wehr zu einem Großbrand im US-Depot Germersheim aus. Eine 13.000 Quadratmeter große Doppel-halle, in der u. a. Motorenöl gelagert wurde, stand in Flammen.

1970

Das Land Rheinland-Pfalz übergibt der Feuerwehr Wörth ein Rettungsboot mit Hänger. Zusätzlich erhält die Feuerwehr eine Tragkraftspritze (TS4/5).

1971

Alois Wöschler bittet in der Jahreshauptversammlung den damaligen Bürgermeister, Karl Stöffler, sich Gedanken über einen geeigneten Standort für ein neues Gerätehaus zu machen.

1972

Im August wird ein „Tag der offenen Tür” veranstaltet. Außer den Geräten und Vorführungen findet auch ein Wasserballturnier der Feuerwehren aus Maximiliansau, Hagenbach und Wörth großen Anklang bei der Bevölkerung.

Bei der von der Landesregierung angeordneten Inspektion äußerte sich der Geräteprüfer Olle von der Landesfeuerwehrschule gegenüber der Presse „Eine so disziplinierte Mannschaft im Besitze solch moderner Gerätschaften mag einfach jeder Situation gerecht werden.”

Feuerwehrkapelle 1973

1973

Bei der Übergabe des neuen Löschgruppenfahrzeuges (LF 16) trat zum ersten Mal die neu gegründete Feuerwehrkapelle in der Öffentlichkeit auf. Mangels Interesse wurde jedoch die Weiterführung einer Feuerwehrkapelle wieder eingestellt. Seit der Inbetriebnahme der Fest- und Konzerthalle übernimmt die Freiwillige Feuerwehr Wörth sämtliche Brandsicherheitswachen.

1974

In diesem Jahr werden sieben Meldeempfänger für die Funkalarmierung bestellt.

Nachdem sich im Oktober 1972 Wörth, Maximiliansau, Schaidt und Büchelberg zu einer Verbandsgemeinde zusammenschlossen, wird Alois Wöschler von den Wehrführern der verbandsgemeindeangehörigen Feuerwehren zum Wehrleiter der Verbandsgemeinde vorgeschlagen und vom Bürgermeister ernannt.

1975

Die Notwendigkeit einer vielseitigen Ausrüstung sowie die Ausdehnung Wörths nach Westen fordert, wie schon Alois Wöschler 1971 erwähnte, einen geeigneteren Standort für das Gerätehaus. Dies veranlasste die Verbandsgemeinde Wörth, auf dem alten Handballplatz östlich der Bienwaldsiedlung ein größeres, an zentraler Stelle gelegenes Feuerwehrgerätehaus zu errichten. Wehrführer Alois Wöschler wird von der Verbandsgemeindeverwaltung aufgefordert, ein Raumprogramm für das neu zu erbauende Feuerwehrgerätehaus aufzustellen.

1976

Im Februar wird für die Funkalarmierung die erste Schleife mit zwölf Meldeempfängern in Betrieb genommen.

Im Dezember beschließt der Verbandsgemeinderat, für den Hafen ein Löschboot zu beschaffen.

Zu Beginn des Jahres wird die Wehr mit neuen Ausgehuniformen eingekleidet.

1977

Am 2. Juli erfolgt die feierliche Übergabe des neuen Feuerwehrgerätehauses am damaligen Jahnplatz, heute Ahornstraße, an die Freiwillige Feuerwehr. Es gilt als modernstes Feuerwehrgerätehaus des Landkreises und wurde innerhalb nur eines Jahres fertig gestellt. Es bietet mit seiner 47 m langen Fahrzeughalle, den Lagerräumen im Zwischengebäude und im Keller des Hauptgebäudes ausreichend Platz für Fahrzeuge und Geräte. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes sind sanitäre Anlagen und die Funkzentrale untergebracht und im Obergeschoss ist ein moderner Schulungsraum und Aufenthaltsraum mit Küche vorhanden.

Am 20. Februar besichtigt der Minister des Innern, Herr Kurt Böckmann, das neue Feuerwehrgerätehaus.

Nach sintflutartigen Regenfällen im Mai ist die Wehr mehrere Tage wegen Hochwasser im Einsatz. Der Rheinpegel bei Maxau erreicht die Marke von 8,58m. Die B9 zwischen Wörth und Hagenbach muss für den Verkehr gesperrt werden. In dem Gebiet am Heilbach stehen etliche Keller unter Wasser.

1978

Die zweite Schleife mit weiteren zwölf Funkmeldeempfängern wird in Betrieb genommen.

Im Rahmen des Katastrophenschutzes wird ein ABC-Messtrupp aufgestellt. Die technischen Geräte werden vom Land bereit gestellt.

Im Oktober werden das Löschboot und ein Notstromaggregat 63 KVA an die Feuerwehr übergeben.

In der Jahreshauptversammlung lehnt Ludwig Kuhn die Wiederwahl als stellvertretender Wehrführer ab. Zum neuen stellvertretenden Wehrführer wird Berthold Simon, zum neuen Schriftführer wird Peter Semmler gewählt. Erwin Pfirrmann wird als Kassierer für weitere zwei Jahre gewählt.

Mit 117 Einsätzen hat die Wehr in diesem Jahr die höchste Anzahl an Einsätzen seit ihrem Bestehen.

1979

Durch die Inbetriebnahme weiterer Funkmeldeempfänger wird der vorläufige Endausbau der Funkalarmierung erreicht.

Im September findet in Wörth im Rahmen der Brandschutzwoche eine Großveranstaltung in Verbindung mit den Wehren der Firma Daimler-Benz und Mobil Oil statt.

Am 6. Juni nimmt eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Wörth am Deutschen Feuerwehrtag in Hannover teil.


aus: Festschrift – 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wörth am Rhein (2006)

von Thomas Graf et al.