Warum Martinshorn bei Nacht?

Ja, auch bei Nacht müssen Feuerwehr und Co. das Martinshorn anschalten!

Ein Einsatzfahrzeug rauscht vor dem Haus vorbei, mitten in der Nacht. Jetzt ist man wach! Was ist denn passiert? Wieso müssen die so einen Lärm verursachen? Kann ich nicht in Ruhe schlafen? Immer wieder ärgern sich Menschen darüber, wenn Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei „Krach“ machen und das Martinshorn auch dann benutzen, wenn sowieso kein Verkehr herrscht. Dass sich die Retter, die übrigens an einer Stelle dringend gebraucht werden, nur an die gesetzlichen Vorgaben halten, wissen wenige.

Rückt zum Beispiel der Rettungsdienst aus, dann zählt in der Regel jede Minute. Das legt auch der Disponent der Leitstelle bei der Alarmierung auf Basis der gesammelten Informationen des Anrufes fest, ob die Anfahrt mit oder ohne Sondersignal erfolgen muss. Zudem besteht eine sogenannte Hilfsfrist. Vom Eingang der Notfallmeldung bis zum Eintreffen am Notfallort dürfen in Rheinland-Pfalz 15 Minuten vergehen. In den Stadtgebieten kann dies auch meist eingehalten werden. Schwieriger wird das ganze meist in den ländlicheren Gegenden, denn hier sind die Strecken zwischen Ortschaften weiter – die Anfahrt dauert länger.

Im §38 der Straßenverkehrsordnung heißt es im Absatz 1: “Blaues Blinklicht zusammen mit dem Einsatzhorn darf nur verwendet werden, wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden, eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwenden, flüchtige Personen zu verfolgen oder bedeutende Sachwerte zu erhalten”. Umgehend haben die Verkehrsteilnehmer freie Bahn zu schaffen. Insbesondere auf Autobahnen muss übrigens schon bei stockendem Verkehr eine Rettungsgasse zwischen dem linken und den rechts daneben befindlichen Fahrstreifen gebildet werden.

Autofahrer müssen die Möglichkeit haben, rechtzeitig reagieren zu können und gefährliche Fahrmanöver oder gar Unfälle zu vermeiden. Dabei spielt die Uhrzeit gar keine Rolle. Nur, wenn Blaulicht und Martinshorn zusammen aktiv sind, müssen die Verkehrsteilnehmer zur Seite fahren. In Kurven oder unübersichtlichen Straßenbereichen können Fußgänger herannahende Rettungsfahrzeuge mit Blaulicht erst spät erkennen. Ist aber auch ein akustisches Signal wahrnehmbar, wird auf eine „Gefahrensituation“ aufmerksam gemacht. So kann man sich rechtzeitig darauf “vorbereiten”.

Jeder sollte froh sein, wenn Feuerwehr, Rettungsdienst, Notarzt, Polizei und Technisches Hilfswerk schnell zur Stelle sind. Jeder kann in eine Situation kommen, in der er diese Hilfe braucht. Jeder kann dazu beitragen, den Rettern auf der Straße ein schnelles Durchkommen zu ermöglichen. Egal, ob mittags oder mitten in der Nacht.

Mit freundlicher Genehmigung

Feuerwehren Metropolregion Rhein-Neckar