Die Geschichte des örtlichen Feuerwehrlöschwesens vor Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
Wörth am Rhein wurde schon immer mit den Gefahren der Natur konfrontiert. Die beiden stärksten Elemente waren das Wasser und das Feuer. Durch die nahe Lage zum Rhein war die Bevölkerung den ständigen Launen des Flusses ausgesetzt. Erst mit der Regulierung des Rheins ab 1817 durch den Ingenieur Oberst Johann Gottfried von Tulla änderte sich dieser Zustand. Um das Element Feuer in den Griff zu bekommen, mussten allerlei Maßnahmen ergriffen werden.
1808
Obwohl erst die Gemeindeverordnung von 1869 (Art. 29, Abs. 1) den Kommunen in der Pfalz zur Pflicht gemacht hatten, Löscheimer, Spritzen, Leitern und dergleichen zu beschaffen, waren solche Gerätschaften in Wörth schon vorhanden. Im September 1808 zum Beispiel beschloss das Ratsgremium, dass jeder Jungbürger der eine Zuteilung von Allmendgüter erhielt, an die Gemeinde einen Löscheimer liefern musste. Diese Regelung war so lange gültig, bis so viele Löscheimer wie Einwohner vorhanden waren. Danach waren statt der Lieferung des Eimers fünf Franken zum Unterhalten der Gerätschaften in die Gemeindekasse abzugeben.
1811
Bereits 1811 besaß die Gemeinde Wörth eine Feuerspritze. 1826 wurde sie durch eine neue Spritze ersetzt, die für 796 Gulden von dem Mechanikus Philipp Heilhecker aus Bergzabern gefertigt wurde. Diese hatte einen Wasserkasten, der innen mit Kupfertafeln bekleidet war und fünf Hektoliter Wasser fasste. In nur einer halben Minute konnte der Kasten ausgepumpt werden, wobei man 30 Meter weit spritzen konnte.
1867
Im Jahre 1867 kaufte die Gemeinde von dem Mechaniker Carl Jung aus Kandel für 250 Gulden noch eine kleine Handfeuerspritze. Die Maschine, im Volksmund „Kaffeemühle” genannt, hatte einen 8 cm starken Zylinder. Mit ihr konnte man ca. 39 Meter hoch spritzen. Die Bedienungsmannschaft hierbei betrug zehn Mann. Diese Spritze konnte auf einem fahrbaren Untersatz zum Brandherd transportiert, abgenommen und von zwei Mann zum Einsatz in die Nähe des Feuers getragen werden.
1876
Nachdem in den letzten fünf Jahren vier Brandfälle zu verzeichnen waren, gab das Bezirksamt Germersheim den Anstoß zur Bildung einer organisierten Wehr. Man brauchte in Wörth eine organisierte Löschmannschaft wegen der Größe der Gemeinde, der baulichen Verhältnisse, aber auch wegen des schlechten Zustandes sämtlicher Löschgeräte.
1877
Infolge der im letzten Jahr durchgeführten Inspektion wurde das bis dahin veraltete Standstrahlrohr gegen ein Schlauchrohr ausgetauscht. Weiterhin wurden alle Verbindungen durch das neue „Metz`sche Normalgewinde” ersetzt. Für die Schläuche sollten entweder am Gemeindehaus oder an der protestantischen Kirche Aufhängevorrichtungen zum Trocknen angebracht werden.
Im Juli desselben Jahres konnte Bürgermeister Pfirrmann dem Bezirksamt melden, dass die erforderlichen Reparaturen durchgeführt wurden und die Überwachung und Instandhaltung der Löschapparate einer geeigneten Persönlichkeit übertragen wurde.
1878
Nach wiederholtem Drängen des Bezirksamtes wurde die aus 130 Personen bestehende Mannschaft in einer Liste erfasst, jedoch war sie noch nicht eingeteilt.
1879
In Wörth bestand eine Pflichtfeuerwehr nachweislich im September 1879. Sie wurde nach dem Entwurf der Distrikts-Feuerlöschordnung gegliedert, die 1880 der pfälzische Feuerwehrverband veröffentlichte. An deren Spitze stand das „Kommando” mit dem Adjutanten und Kommandanten sowie den Hornisten. Die Wehr war untergliedert in die „Steigmannschaft”, die an vorderster Stelle des Brandherds eingesetzt wurde, die „Spritzenmannschaft”, die die Löschmaschine zu bedienen hatte, die „Wassermannschaft”, die das Wasser beischaffen musste und schließlich die „Ordnungsmannschaft”, die am Brandplatz für Ordnung sorgte und ihn bewachte.
1912
Mit dem Bau des Dammschulhauses konnte auch das längst benötigte Spritzenhaus, auf der Seite gegen den Altrhein zu, errichtet werden.
1921
Im September kaufte die Gemeinde Wörth von der Firma J. Vogel aus Speyer eine neue Feuerspritze. Sie war „zweistrahlig” nutzbar, hatte ein Druck-,jedoch noch kein Saugwerk, vorn zwei „Bock”- und hinten zwei „Kastensitze”,eine kräftige Spindelbremse, seitlich eine abnehmbare Schlauchhaspel und vorn zwei Laternen. Bei einem Zylinder mit 135 mm Durchmesser konnten pro Minute 320 l Wasser gepumpt und bei einem Schlauchanschluss 32 m, bei zwei Anschlüssen 27 m weit gespritzt werden. Der Wasserkasten war 1,12 m lang, 95 cm breit und 63 cm hoch. Die Konstruktion ließ jederzeit den Einbau eines Saugwerkes zu.
1939
Am 22. März gaben Bürgermeister Wahl und Otto Neff, der seit 1908 der Kommandant der Pflichtfeuerwehr war, die Erklärung zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr ab. Dies war notwendig, nachdem das Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen vom 23.01.1938 eine Änderung im Status der Wehren hervorbrachte. Bestimmungsgemäß galten die Freiwilligen Feuerwehren als Hilfspolizeitruppen.
1946
Die erste motorbetriebene Spritze wurde beschafft. Für 3500 RM kauft die Gemeinde Wörth von der Stadt Ludwigshafen eine gebrauchte Tragkraftspritze (TS 8).
1949
Nach dem Krieg erklärte das Brandschutzgesetz von 1949 die Feuerwehren wieder zu gemeindlichen Einrichtungen. Erneut gab es in Wörth eine Pflichtfeuerwehr, zu der „feuerwehrpflichtige Bürger” herangezogen werden konnten.
1950
Bei der Erweiterung der Dammschule wurde das alte Spritzenhaus durch ein neues Gebäude am Ende der Pfarrstraße ersetzt.
Kommandanten der Feuerwehr Wörth bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1956
Brechtel, H. | Pfirrmann, Martin |
König, Ludwig | Neff, Otto |
Höhn, Christian | Pfirrmann, Karl Friedrich |
Karcher, Jakob | Wöschler, Hermann |
aus: Festschrift – 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wörth am Rhein (2006)
von Thomas Graf et al.